Aus dem Nachlass der Grafikerin Hanni Kowalczyk zeigt die Hochschulbibliothek von Donnerstag, dem 1. Februar 2024 bis Freitag, den 15. März 2024 die Arbeiten der Künstlerin im Rahmen einer Ausstellung.
Hanni Kowalczyk studierte von 1953 bis 1957 Grafik an der Werkkunstschule, später Fachhochschule Düsseldorf. Nach Abschluss ihres Studiums war sie freiberuflich als Grafikerin für Verlage und Unternehmen tätig. Für den Magdalenen-Verlag in Holzkirchen gestaltete sie in den sechziger bis achtziger Jahren den jährlichen Spruchkarten-Kalender: Worte und Gedanken. In diesen Arbeiten zeigte sie ihr vielfältiges kalligrafisches, typografisches und illustratives Können.
Mit ihrer typischen Handschrift prägte sie über Jahrzehnte den Stil des damaligen Magdalenen-Verlages, zu dem über 5000 typografische und illustrierte Postkarten zählten.
In ihrem 1978 erschienenen Buch »Dauernd liegen wir Dir im Ohr, Gebete in der Gegenwart« setzte sie von einem Schriftwort ausgehend zu »Gebeten« an, die nahe an unserer Zeit liegen. »Reden, Hören, Teilen, Ruhen, Anhalten, Verzeihen, Schreien, Festgenagelt« werden kalligrafisch im Raum des Buches eindringlich Schwarz auf Weiß inszeniert. Diese Texte werden bis in die Gegenwart zitiert und publiziert. Einige der Gedichte wurden ins Niederdeutsche übersetzt.
Mit der Reihe »Bilder haben Gedanken«, erschienen im Magdalenen-Verlag, lud sie zu Fragen und Antworten ein. Ihre eindringlichen Texte zu »Paläste, Stufen, Pfeiler, Schiffe, Träume, Senkrecht, Tropfen, Draußen« sind Auslöser für Reflexionen und Bilder, die dem Betrachter Spielräume für eigene Sichtweisen und Blickwinkel lassen.
In der Tradition ihrer Zeit machte sie sich verschiedene Techniken wie Bleisatz, Fotosatz, Fotografie oder Linol-, Holz- und Siebdruck zunutze. Die grafischen Karten wurden im Offsetdruck in Volltönen und nicht im Vierfarbsatz gedruckt. Sechs bis acht Motive befanden sich auf einer Druckplatte, für die jeweils nur zwei bis drei Volltöne zur Verfügung standen. Diese Vorgabe empfand sie als Herausforderung, manchmal auch als Einschränkung. Oft ließ sie sich von den Farben der Makulaturbögen inspirieren, um auf diese Weise neue Farbkombinationen durch Übereinanderdruck zu erzeugen.
Ihre eigene Handschrift ergänzte sie durch zahlreiche Satzschriften, die sie selbst im Fotosatz erstellte. Ihr handschriftliches Können wurde regelmäßig von Institutionen angefragt für Urkunden und besondere Dokumente.
Hanni Kowalczyk wurde 1924 als jüngstes Kind von Paul und Aloysia Kowalczyk geb. Hagens in Düsseldorf geboren. Sie hatte zehn Geschwister, die zeitlebens in enger Verbindung mit ihr standen. Als junge Frau erkrankte sie über mehrere Jahre an Tuberkulose. Bis in die achtziger Jahre konnte sie ihrer freiberuflichen, selbständigen Tätigkeit mit Erfolg nachgehen. 2004 verstarb sie im Alter von 79 Jahren an einem Lungenleiden.
Rechtsnachfolgerin für ihren grafischen und redaktionellen Nachlass wurde ihre Nichte Irmgard Sonnen. Im Januar 2023 übergab sie den grafischen Nachlass dem Hochschularchiv der Hochschule Düsseldorf. Der Nachlass ist seitdem für Zwecke der Lehre und Forschung öffentlich zugänglich.
Das umfangreiche Werkes stellt gleichzeitig ein Dokument des Grafik-Designs der fünfziger bis achtziger Jahre dar. Die Bandbreite und der Spielraum zwischen Illustration und absoluter Reduktion sind in ihrer Qualität und Quantität beispielhaft und zeugen auch von einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Verlegerin Leni Kopp in Holzkirchen bei München.